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1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 7

1911 - Magdeburg : Creutz
Die Höhen. 7 Wir längere Zeit stehen und betrachten die vielen Waffen und Rüstungen, die uns davon erzählen, in welcher Weise der Krieg früher geführt wurde. Das größte Zimmer ist der Saal. Von seinem Balkon aus gehen wir aus breiten Treppen hinunter in den Park. Vor uns lieg^der Schloß- teich. Stolze Schwäne schwimmen auf seiner Oberfläche; Springbrunnen plätschern; kleine Boote schaukeln auf der Wasserfläche hin und her. Tiefe Stille herrscht rings umher; nur aus der Ferne vernehmen wir das Rauschen der hundertjährigen Buchen und Eichen der Brandtsheide. Schloß Wiesenburg. Wir verlassen das Schloß und besteigen den 200 in hohen Hagel- berg mit seinen prächtigen Waldungen. Wir sehen, wie dort im S.o. über die Oberfläche des Flämings die breite, mit Pappeln bepflanzte Heerstraße zieht, die schließlich nach Wittenberg führt. Im N. erblicken wir die hohen Türme der alten Bischossstadt Brandenburg. Doch, was soll das Denkmal hier, aus Sandstein gemeißelt, bedeuten? Ein Heldenweib steht vor uns, das zürnend in die Ferne schaut und sich mit einem großen Schilde schützt. Es ist eine Borussia. Zwei Festungs- geschütze, die 1870 in Frankreich erbeutet wurden, stehen in der Nähe. Wir lesen die Inschrift: „Der heldenmütigen Landwehr, welche am 27. August 1813 von Vaterlandsliebe begeistert hier einen glänzenden Sieg ersocht". Nachdem unsere tapferen Väter das französische Heer be-

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 35

1911 - Magdeburg : Creutz
Sagen, 35 einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland foll stehen bleiben, wir wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver- meintlichen Künstler arg genasführt waren. Kein Wunder also, daß sich ihr Unmut gegen ihn wandte. Als sie den Schalk griffen, steckten sie ihn zur Strafe in den Wendenturm, Im Nu aber entwich er mit einem Hohngelächter: und jeder wußte nun, daß der vermeintliche Künstler der leibhaftige Teufel gewesen war. Der Rolaud war in der früheren Zeit für die Stadt Stendal das Zeichen der eigenen Gerichtsbarkeit. Die im Jahre 1525 am Rat- hause errichtete Stein- figur gehört zu den größten, die wir besitzen. Der gewaltige Körper ruht auf starken Beinen, dessen Waden stärker sind als der Brustumfang eines kräftigen Mannes, Durch den schweren Pan- zer wird der Körper ge- schützt. Die erhobene rechte Hand hält das 4 m lange Schwert, das Werkzeug des strafenden Rechts; die linke Hand umfaßt den Schild mit dem brandenburgischen Adler, das Sinnbild des Schutzes. So er- innert der Roland an die frühere Größe und Selbst- ständigkeit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal. 2. Der wunderbare Ring im Schlosse zu Calbe a. M. In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken, Als die Edelfrau ein- willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund. Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er- 3*

3. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 87

1911 - Magdeburg : Creutz
Der Unterharz. 87 Herentanzplatz und dein Rotztrappefelsen, angelangt, überwältigend ist der Blick vom Hexentanzplatz. Unter sich sieht man die schwindelnde Tiefe und hört das Tosen und Rauschen der Bode- vor uns erblicken wir den himmelhohen Brocken, der auf die gegenüberliegenden steilen juitb kahlen Felswände der Roßtrappe ausgesetzt erscheint- zur linken Seite sehen wir die endlosen bewaldeten Höhen und rechts, tief unten, die Eingang ins Bodetal. lachenden Felder in der Ebene. Wenige km weiter tritt die Bode bei dem großen Dorfe Thale in die Ebene. (Die Bode in der Ebene s. S. 74.) Zage von der Roktrappe. In alten Zeiten, als der Harz noch von Riesen und Zwergen bewohnt war, besah ein König der Riesen eine schöne Tochter Namens Emma. In diese hatte sich Bodo, der Böhmenkönig, verliebt. Aber Emma wollte von ihm nichts wissen und entfloh auf ihrem Rosse vor ihm über Höhen und durch Wälder. Plötzlich stand ihr Roß vor einem jähen Abgrunde. — Schon hörte sie hinter sich das Hohn- gelächter Bodos. Da gab sie ihrem Rosse die Sporen und wagte den Sprung über den gräßlichen Abgrund. Zwar entfiel ihr die goldene Krone, die in das rauschende Wasser sank; sie aber kam glücklich hinüber. Der Ausschlag des Riesenpferdes war so gewaltig, daß von einem Hufe eine tiefe Spur im Felsen zurückblieb. Nach dieser Fußspur erhielt der Felsen später den Namen Roßtrappe. Auch Bodo setzte zu gleichem Sprunge an, aber sein Roß sprang zu kurz. Er stürzte hinab in das

4. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 49

1911 - Magdeburg : Creutz
Sagen. 49 einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland soll stehen bleiben, wir wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver- meintlichen Künstler arg genasführt waren. Kein Wunder also, daß sich ihr Unmut gegen ihn wandte. Als sie den Schalk griffen, steckten sie ihn zur Strafe in den Wendenturm. Im Nu aber entwich er mit einem Hohngelächter; und jeder wußte nun, daß der vermeintliche Künstler der leibhaftige Teufel gewesen war. Der Roland war in der früheren Zeit für die Stadt Stendal das Zeichen der eigenen Gerichtsbarkeit. Die im Jahre 1525 am Rat- hause errichtete Stein- sigur gehört zu den größten, die wir besitzen. Der gewaltige Körper ruht auf starken Beinen, dessen Waden stärker sind als der Brustumfang eines kräftigen Mannes. Durch den schweren Pan- zer wird der Körper ge- schützt. Die erhobene, rechte Hand hält das 4 m lange Schwert, das Werkzeug des strafenden Rechts; die linke Hand umfaßt den Schild mit dem brandenburgischen Adler, das Sinnbild des Schutzes. So erinnert der Roland an die frühere Größe und Selbstständig- keit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal. 2. Der wunderbare Mug im Schlosse zu Calbe a. M. In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken. Als die Edelfrau ein- willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund. Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er- Henze-Kohlhase, Die Provinz Sachsen. Ausgabe A. 4

5. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 21

1911 - Magdeburg : Creutz
Die Höhen. '21 wir längere Zeit stehen und betrachten die vielen Waffen und Rüstungen, die uns davon erzählen, iu welcher Weise der Krieg früher geführt wurde. Das größte Zimmer ist der Saal. Von seinem Balkon aus gehen wir aus breiten Treppen hinunter in den Park. Vor uns liegt der schloß- teich. Stolze Schwäne schwimmen aus seiner Oberfläche; Springbrunnen plätschern; kleine Boote schaukeln auf der Wasserfläche hin und her. Tiefe Stille herrscht rings umher; nur aus der Ferne oernehmen wir das Rauschen der hundertjährigen Buchen und Eichen der Brandtsheide. Nach einer Photographie von H. Zernsdorf, Belzig. Schloß Wiesenburg. Wir verlassen das Schloß und besteigen den 200 rn hohen Hagel- berg mit seinen prächtigen Waldungen. Wir sehen, wie dort im S.o. über die Oberfläche des Flämings die breite, mit Pappeln bepflanzte Heerstraße zieht, die schließlich nach Wittenberg führt. Im N. erblicken wir die hohen Türme der alten Bischofsstadt Brandenburg. Doch, was soll das Denkinal hier, aus Sandstein gemeißelt, bedeuten? Ein Heldenweib steht vor uns, das zürnend in die Ferne schaut und sich mit einem großen Schilde schützt. Es ist eine Borussia. Zwei Festungs- geschütze, die 1870 in Frankreich erbeutet wurden, stehen in der Nähe. Wir lesen die Inschrift: „Der heldenmütigen Landwehr, welche am 27. August 1813 von Vaterlandsliebe begeistert hier einen glänzenden Sieg erfocht". Nachdem unsere tapferen Väter das französische Heer be-

6. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 46

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
46 Heimatkunde der Provinz Sachsen. 1. Die steinerne Jungfrau. Oer Graf von Lohra hatte eine schöne Tochter mit Namen Adelheid, viele stolze Ritter warben um ihre Hand. Doch keinem gelang es, ihr herz zu gewinnen. Nur der Ritter von dem Straußberge durfte sich ihrer Gunst erfreuen. Nun hatte der Graf von Lohra eine Zehde mit den Nlühlhäusern. voll banger Ahnung fürchtete Adelheid für sein Leben. Sie bat den Ritter vom Strausberg, ihrem Vater getreulich zur Seite zu stehen. Oer Ritter versprach ihr, den Grafen glücklich wieder zurückzubringen oder mit ihm zu sterben. Nun war sie beruhigt, vie Mühlhäuser schlugen aber die Ritter nach blutigem Kampfe in die Flucht. von einem Lanzenstich getroffen, sank der Graf entseelt vom Pferde. Oer Ritter vom Strausberg hatte das Leben des Grafen nicht retten können. Raum rettete er sein eigenes. Atemlos brachte er nach Lohra die Nach- riebt von des Grafen Tode. Empört über die Wortbrüchigkeit des Ritters, wies Adel- Heid seinen Beistand zurück. Sie schwur, sich nie zu vermählen. An der Stelle aber, wo ihr Vater gefallen war, ließ sie ein steinernes Kreuz setzen. Das steht heute noch in der Nähe der helbe. Aus der Ferne sieht es fast wie eine weibliche Figur aus. Man hat es daher die steinerne Jungfrau genannt. 2. Oer Ritt auf der Burgmauer. Adelheid war nun die Herrin auf der Burg Lohra und führte ein mildes Regiment. Oa fielen die beutegierigen Nachbarn.in ihr Gebiet ein und raubten nach Herzenslust. Die armen Untertanen eilten in ihrer Bedrängnis auf die Burg und flehten die Gräfin an, einen Gatten zu wählen, der das Land schützen könne. Aber sie war durch ihren Eid gebunden. Oa erschien ihr der Geist ihres Vaters und entband sie ihres Eides. Sie wollte aber nur den zu ihrem Gemahl nehmen, der dreimal auf der äußeren Ringmauer um die Burg reiten würde, von nah und fern kamen nun die Ritter, um die schöne Gräfin zu gewinnen. Aber alle mußten ihre Kühnheit mit dem Leben bezahlen. Nach längerer Zeit kam wieder ein Ritter mit geschlossenem visier. Er war von einem schönen Jüngling begleitet und erbot sich zu dem Ritt. Oie Gräfin willigte ein, und unter Trompetengeschmetter bestieg der Ritter sein Roß. Als er an den glatten Stein kam, bei dem alle anderen von der Mauer gestürzt waren, streute er Asche darauf, und glücklich schritt das Pferd darüber hin. So gelang ihm der Ritt dreimal. Oamit hatte er die Gräfin gewonnen. Als er aber das visier aufschlug, erkannte Adelheid in ihm den alten Grafen von Elettenberg. Er bat die Gräfin, seinen Sohn an seiner Stelle zu ihrem Gemahl zu nehmen. Mit Freuden willigte sie ein. Bald wurde unter dem Jubel der Untertanen die Hochzeit auf dem Schlosse Lohra gefeiert. (Nach Heine, Nordhausen.) Arn östlichen Ende der hainleite erheben sich an der Sachsenburger Pforte die Ruinen der S a ch s e n b u r g. Oer alte Bergfried gestattet einen prächtigen Rundblick. Die Sachsenburg ist von den Sachsen zum Schutze gegen die Kranken erbaut worden. b) Den rechten Pfeiler der Sachsenburger Pforte bildet der niedere höhen- zug der S ch m ü ck e (von schmiegen — sanfter Aufstieg). Sie ist etwa 1h Stunden lang und besteht meist aus Muschelkalk. Vie Verwitterungskrume bildet einen günstigen Boden für Laubwald. e) vie Zinne (fenne = fenni = Sumpf) beginnt am Unstrutknie bei Artern. Sie läuft zuerst parallel zur Schmücke unter dem Namen der h o h e n Schrecke. Nach Südosten erweitert sie sich zu mehreren Hochflächen und er- streckt sich bis zur Saale. Sie besteht vorwiegend aus Buntsandstein, vieser verwittert zwar leicht, aber die Bodenkrume ist so lose und locker, daß sie leicht

7. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 8

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
8 Heimatkunde der Provinz Sachsen. Segensengel wandelte sie in die Hütten der Armut und Krankheit und spendete Nahrung und Trost. Als aber ihr frommer Gatte auf einem Kreuzzuge nach dem heiligen Lande in Italien starb, wurde sie in rauher Vinterszeit mit ihren vier Kindern von der Wart- burg vertrieben. In bitterer Armut beschloß sie mit 24 Jahren ihr tugendreiches Leben. «Es ist im Mai 1521. Da wird die Stille der Burg um Mitternacht plötzlich rauh unterbrochen. Die Zugbrücke rasselt nieder. Das Tor tut sich auf. Im Zackelschein sprengt ein Reitertrupp herein und führt einen Gefangenen mit sich. Ein Mönchlein ist's. Das Angesicht ist hager und bleich. Doch hehrer Glaubensmut strahlt aus den tiefen Augen. Martin Luther ist's, dem der weise Kurfürst hier trotz Kaisers Acht einen trauten Zufluchtsort bereitet hat." hier hat Luther angefangen, die Bibel zu übersetzen. Über die Zugbrücke, durch das dunkle Torgewölbe treten wir in den Hof der Wartburg. Links und rechts laufen die Verteidigungsgänge den Hof ent- 5lbb. 7. Wartburg. (Nach einer Photographie von Sontag, Erfurt.) lang. Rechts liegt das Ritterhaus mit dem einfachen Lutherstübchen. Im innern Lurghofe erhebt sich der Bergfried mit einem Kreuz auf der Spitze. Links davon liegt neben der Kemenate, der Wohnung der Landgräfinnen, das Landgrafen- Haus oder der palas mit herrlichen Säulen- und Logenhallen. Daneben ist die Lurgkapelle.- Im oberen Geschoß nimmt uns der glänzende Kestsaal auf. hier fand der Sängerkrieg statt. Im Waffensaal starren uns von allen Seiten geharnischte Ritter zu Kuß und Roß, Lanzen, Speere und gewaltige Schwerter, Panzerhemden und Helme entgegen. Ein reizvolles Tal ist das T r u s e n t a l südlich vom Inselsberg. Wild übereinandergetürmte Granitfelsen treten bis an die Straße heran. Manche stehen senkrecht wie Säulen, andere hängen über und treten dem Wanderer beängstigend nahe. Mächtige Zelsblöcke haben sich losgerissen und sind in das

8. Deutsche Geschichte - S. 3

1912 - Halle a.S. : Schroedel
mitten im Raum erhob sich der mchtige Herd, auf dem das Feuer nie aus-ging. An der Wand liefen Bnke hin, und vor ihnen standen knorrige Tische. Dies waren die einzigen Mbel. Selbst von einem Bette wute man noch nichts; man schlief vielmehr auf Tierfellen oder auf Laub und Moos. Brauchte man abends Licht, so zndete man Kienspne an. Neben dem Wohnhause standen die Htten der Unfreien, die Scheunen und Stlle. Um das Ganze zog sich ein hoher Plankenzaun oder auch eine dichte Hecke. 3. Der freie Germane in Krieg und Frieden. Der Germane zeigte sich selten ohne Waffen; sie waren ihm das Zeichen des freien Mannes, sein kostbarster Besitz und folgten ihm sogar ins Grab. Da er sie auch zu brauchen wute, merkten die Rmer nur zu oft. Ihnen waren die Germanen von jeher als ein furchtbares Kriegs Volk erschienen. Selbst die tapfersten Legionssoldaten berlief ein Grauen, wenn diese blonden Recken in dichten Scharen heranstrmten. Panzer hielten sie fr berflssig. Den Kopf schtzten sie wohl durch den Schdel eines Auerochsen oder Hirsches, an dem noch die Hrner saen. Sie fhrten auch mannshohe, grell-angestrichene Schilde aus Flechtwerk; aber die wurden ihnen im Kampf-gewhl oft lstig; dann warfen sie sie einfach weg und gingen dem Feinde mit ungeschtzter Brust zu Leibe. Der kannte nur zu gut die furchtbaren Ste der Germanenlanze, der Fram, mit ihrer scharfen Spitze, die tdlichen Hiebe der scharfen Streitaxt und der knorrigen Keule. Er erbebte auch vor dem schauerlichen Schlachtgesang, mit dem die germanischen Scharen den An-griff begleiteten. Im Frieden zog der Germane gern mit seinen Nachbarn auf die Jagd. Da hetzte er Rehe und Hirsche; er ging aber auch dem grimmigen Wolf, dem zottigen Bren und dem wilden Auerochsen zu Leibe; gar manchmal trug er schwere Wunden davon. War die Jagd vorber, so luden die Jger ihre Beute auf den Rcken. Schwere Tiere legten sie auf Bahren und schafften sie so nach Hause. Dort ruhten sie bei einem frhlichen Gelage von der Arbeit aus. Da schmeckte der Brenschinken und der Eberbraten, und immer wieder wurde das Trinkhorn mit herbem Bier oder mit sem Met gefllt. 4. Das Leben im Gehft. Die eigentliche Arbeit schafften die Sklaven, die man an dem kurzgeschorenen Haar erkannte. Mit einem sehr einfachen hlzernen Pflug furchten sie den Acker und sten Hafer, Gerste und Flachs. Doch war die Ernte nur gering, weil der Boden nicht gedngt wurde. Auch der Garten am Hause war schlecht bestellt und lieferte nur Rettiche und Rben. Auf der Weide tummelten sich Pferde und Rinder, Ziegen und Schafe. Die Schweine trieb man in den Wald, wo sie sich an Eicheln msteten. Die Aufsicht der die Sklaven fhrte die Hausfrau. Auch im Haufe selbst gab es fr sie und die Mgde viel zu tun. Jeden Tag mute zwischen zwei Steinen Gerste und Hafer zerrieben werden, damit man Brot backen konnte. Das Vieh war zu melken. Die Germanen tranken nicht nur se und saure Milch, sondern sie bereiteten daraus auch Kse. Aus Gerste wurde das Bier gebraut, aus Waldhonig der Met gewonnen. Die Mdchen spannen und woben fleiig und verfertigten aus dem

9. Deutsche Geschichte - S. 69

1912 - Halle a.S. : Schroedel
69 ritterlichen Bildung; auch lesen lernte der Junker; dagegen galt das Schreiben nicht fr unbedingt notwendig. Mit dem vierzehnten Jahre wurde der Jngling Knappe und trat nun ganz in den Dienst des Ritters. Jetzt grtete er ein Schwert um und durfte silberne Sporen tragen. Er war der Waffentrger des Herrn und folgte ihm zum Waffenspiel und in den Krieg. Seine Pflicht war es, ihm nicht von der Seite zu weichen. Fiel der Herr im Kampfe, so durfte der Knappe auch nicht lebend heimkommen. Wenn der Knappe Tchtiges gelernt hatte, empfing er mit zwanzig Jahren den Ritterschlag, der ihn zur Ritterwrde erhob. Dieser wurde ihm gewhnlich in der Kirche von einem berhmten Ritter erteilt; oft tat das sogar der Kaiser selbst. Nach dem Gottesdienste kniete er am Altare nieder und gelobte, stets die Wahrheit zu reden, das Recht zu verteidigen, die Witwen und Waisen zu schtzen, dem Lehnsherrn treu zu sein und fr den christlichen Glauben zu kmpfen. Dann erteilte ihm der Ritter drei leichte Schlge mit der flachen Klinge auf die Schulter und berreichte ihm die Abzeichen des Ritterstandes: die goldenen Sporen, den Helm und den Harnisch, die Armschienen, die Handschuhe, das Schwert und die Lanze. Damit war der Ritterschlag vollzogen, und in der glnzenden Rstung sprengte der junge Ritter auf feurigem Rosse dahin. Die adeligen Mdchen kamen gleichfalls an einen Edelhof zur Erziehung. Auch * sie lernten dort hfisches Benehmen, lernten reiten und den Falken auf die Vgel loslassen. Sie wurden aber auch in manchen andern Dingen unterrichtet, besonders im Spinnen, Weben und Sticken und in der Bereitung heilkrftiger Arzneien. 4. Die Ritterburg. Die Ritter waren trotzige Leute. Sie hatten auch oft miteinander Streit. Darum muten ihre Wohnungen stark befestigt sein. Sie hieen Burgen. Am liebsten bauten die Ritter ihre Burgen auf Berge, besonders auf solche, die ganz steil abfielen und nur an einer Seite einen Aufgang hatten. Wo dieser Aufgang war, ba wrbe vor der Burg ein tiefer Grab en in den Felsen gesprengt Hinter ihm erhob sich die hohe Ringmauer. In der Ebene schtzte man die Burgen durch breite und tiefe Wassergrben: sie hieen barum Wasserburg en. der den Burggraben fhrte die Zugb rcke. War diese emporgezogen, so verschlo sie die Torffnung. Durch das Tor, welches noch durch ein Fallgitter geschirmt war, gelangte man in den ueren Burghof, den Zwinger. Diesen trennte eine zweite Mauer von der eigentlichen Burg. Durch einen mchtigen Torturm kam man in den inneren Burghof zu den Gebuben. Das grte von ihnen war der Pallas, das Herrenhaus, mit der Burgkapelle. In ihm befanb sich auch der Rittersaal. Gegenber lag die Kemenate, das Frauenhaus. Auerdem gab es noch eine Kche, desgleichen ein Rsthans, in dem die fertigen Waffen aufbewahrt wrben, und ein Schnitzh ans, die Werksttte fr Waffen und Hausgerte. Natrlich waren auch Stlle vorhanben. Das wichtigste Gebaube aber war der Berg-frieb, der hchste Turm der Burg. Drang der Feind auch in den inneren Burghof ein, fo blieb den Bewohnern immer noch die Flucht in den Berg-frieb brig. Der Eingang befanb sich hoch der dem Erbboben. Man

10. Deutsche Geschichte - S. 71

1912 - Halle a.S. : Schroedel
71 von Rittern miteinander, und stundenlang wogte ein heier Kampf hin und her. Mit groer Spannung verfolgten die Zuschauer das Streiten. Da strzte mancher in seiner schweren Rstung unter Gepolter zu Boden. Knappen drngten sich durch das Gewirr, um die Gefallenen zu sttzen oder den Kmpfenden neue Lanzen zu reichen. Nicht selten war es, da ein Ritter, der frhlich zum Kampfe ausgezogen war, tot oder verwundet vom Platze getragen werden mute. War das Fechten zu Ende, so eilten alle, die noch leidlich durchgekommen waren, in die Herberge, um sich dort durch ein Bad zu strken und zu reinigen. Abends gab es dann ein groes Fest. So ging das Treiben gewhnlich mehrere Tage hindurch. Am Schlsse war Preisverteilung. Die sich hervorgetan hatten, erhielten einen Jagdhund oder einen Jagdfalken, ein Schwert, einen Kranz, einen Ring oder ein andres Kleinod aus der Hand des Herrn, der das Fest abhielt, oder ans'der einer Dame. Vii. Der Einflu der Areumge. Im ganzen sind sieben grere Kreuzzge unternommen worden. Der erste begann 1096, der letzte fiel in das Jahr 1254. der hundertfnfzig Jahre war also das Abendland in Bewegung; aber die Befreiung des Heiligen Landes gelang nicht. Es blieb in den Hnden der Trken und
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