Die Höhen. 7
Wir längere Zeit stehen und betrachten die vielen Waffen und Rüstungen, die
uns davon erzählen, in welcher Weise der Krieg früher geführt wurde.
Das größte Zimmer ist der Saal. Von seinem Balkon aus gehen wir
aus breiten Treppen hinunter in den Park. Vor uns lieg^der Schloß-
teich. Stolze Schwäne schwimmen auf seiner Oberfläche; Springbrunnen
plätschern; kleine Boote schaukeln auf der Wasserfläche hin und her.
Tiefe Stille herrscht rings umher; nur aus der Ferne vernehmen wir das
Rauschen der hundertjährigen Buchen und Eichen der Brandtsheide.
Schloß Wiesenburg.
Wir verlassen das Schloß und besteigen den 200 in hohen Hagel-
berg mit seinen prächtigen Waldungen. Wir sehen, wie dort im S.o.
über die Oberfläche des Flämings die breite, mit Pappeln bepflanzte
Heerstraße zieht, die schließlich nach Wittenberg führt. Im N. erblicken
wir die hohen Türme der alten Bischossstadt Brandenburg. Doch,
was soll das Denkmal hier, aus Sandstein gemeißelt, bedeuten? Ein
Heldenweib steht vor uns, das zürnend in die Ferne schaut und sich mit
einem großen Schilde schützt. Es ist eine Borussia. Zwei Festungs-
geschütze, die 1870 in Frankreich erbeutet wurden, stehen in der Nähe.
Wir lesen die Inschrift: „Der heldenmütigen Landwehr, welche am
27. August 1813 von Vaterlandsliebe begeistert hier einen glänzenden
Sieg ersocht". Nachdem unsere tapferen Väter das französische Heer be-
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil]]
Extrahierte Personennamen: August
Extrahierte Ortsnamen: Wittenberg Brandenburg Frankreich
Sagen, 35
einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf
eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland foll stehen bleiben, wir
wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war
das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver-
meintlichen Künstler arg
genasführt waren. Kein
Wunder also, daß sich ihr
Unmut gegen ihn wandte.
Als sie den Schalk griffen,
steckten sie ihn zur Strafe
in den Wendenturm, Im
Nu aber entwich er mit
einem Hohngelächter: und
jeder wußte nun, daß der
vermeintliche Künstler der
leibhaftige Teufel gewesen
war.
Der Rolaud war
in der früheren Zeit für
die Stadt Stendal das
Zeichen der eigenen
Gerichtsbarkeit. Die
im Jahre 1525 am Rat-
hause errichtete Stein-
figur gehört zu den
größten, die wir besitzen.
Der gewaltige Körper
ruht auf starken Beinen,
dessen Waden stärker sind
als der Brustumfang
eines kräftigen Mannes,
Durch den schweren Pan-
zer wird der Körper ge-
schützt. Die erhobene
rechte Hand hält das 4 m
lange Schwert, das
Werkzeug des strafenden
Rechts; die linke Hand
umfaßt den Schild mit
dem brandenburgischen
Adler, das Sinnbild
des Schutzes. So er-
innert der Roland an die
frühere Größe und Selbst-
ständigkeit der Stadt
Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal.
2. Der wunderbare Ring im Schlosse zu Calbe a. M.
In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte
und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken, Als die Edelfrau ein-
willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend
ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen
würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund.
Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine
Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er-
3*
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil]]
Der Unterharz. 87
Herentanzplatz und dein Rotztrappefelsen, angelangt, überwältigend
ist der Blick vom Hexentanzplatz. Unter sich sieht man die schwindelnde
Tiefe und hört das Tosen und Rauschen der Bode- vor uns erblicken wir
den himmelhohen Brocken, der auf die gegenüberliegenden steilen juitb
kahlen Felswände der Roßtrappe ausgesetzt erscheint- zur linken Seite
sehen wir die endlosen bewaldeten Höhen und rechts, tief unten, die
Eingang ins Bodetal.
lachenden Felder in der Ebene. Wenige km weiter tritt die Bode bei
dem großen Dorfe Thale in die Ebene. (Die Bode in der Ebene s. S. 74.)
Zage von der Roktrappe.
In alten Zeiten, als der Harz noch von Riesen und Zwergen bewohnt war,
besah ein König der Riesen eine schöne Tochter Namens Emma. In diese hatte
sich Bodo, der Böhmenkönig, verliebt. Aber Emma wollte von ihm nichts wissen
und entfloh auf ihrem Rosse vor ihm über Höhen und durch Wälder. Plötzlich stand
ihr Roß vor einem jähen Abgrunde. — Schon hörte sie hinter sich das Hohn-
gelächter Bodos. Da gab sie ihrem Rosse die Sporen und wagte den Sprung über
den gräßlichen Abgrund. Zwar entfiel ihr die goldene Krone, die in das rauschende
Wasser sank; sie aber kam glücklich hinüber. Der Ausschlag des Riesenpferdes
war so gewaltig, daß von einem Hufe eine tiefe Spur im Felsen zurückblieb. Nach
dieser Fußspur erhielt der Felsen später den Namen Roßtrappe. Auch Bodo setzte
zu gleichem Sprunge an, aber sein Roß sprang zu kurz. Er stürzte hinab in das
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod]]
Sagen. 49
einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf
eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland soll stehen bleiben, wir
wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war
das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver-
meintlichen Künstler arg
genasführt waren. Kein
Wunder also, daß sich ihr
Unmut gegen ihn wandte.
Als sie den Schalk griffen,
steckten sie ihn zur Strafe
in den Wendenturm. Im
Nu aber entwich er mit
einem Hohngelächter; und
jeder wußte nun, daß der
vermeintliche Künstler der
leibhaftige Teufel gewesen
war.
Der Roland war
in der früheren Zeit für
die Stadt Stendal das
Zeichen der eigenen
Gerichtsbarkeit. Die
im Jahre 1525 am Rat-
hause errichtete Stein-
sigur gehört zu den
größten, die wir besitzen.
Der gewaltige Körper
ruht auf starken Beinen,
dessen Waden stärker sind
als der Brustumfang
eines kräftigen Mannes.
Durch den schweren Pan-
zer wird der Körper ge-
schützt. Die erhobene,
rechte Hand hält das 4 m
lange Schwert, das
Werkzeug des strafenden
Rechts; die linke Hand
umfaßt den Schild mit
dem brandenburgischen
Adler, das Sinnbild des
Schutzes. So erinnert der
Roland an die frühere
Größe und Selbstständig-
keit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal.
2. Der wunderbare Mug im Schlosse zu Calbe a. M.
In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte
und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken. Als die Edelfrau ein-
willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend
ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen
würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund.
Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine
Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er-
Henze-Kohlhase, Die Provinz Sachsen. Ausgabe A. 4
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit]]
Die Höhen. '21
wir längere Zeit stehen und betrachten die vielen Waffen und Rüstungen, die
uns davon erzählen, iu welcher Weise der Krieg früher geführt wurde.
Das größte Zimmer ist der Saal. Von seinem Balkon aus gehen wir
aus breiten Treppen hinunter in den Park. Vor uns liegt der schloß-
teich. Stolze Schwäne schwimmen aus seiner Oberfläche; Springbrunnen
plätschern; kleine Boote schaukeln auf der Wasserfläche hin und her.
Tiefe Stille herrscht rings umher; nur aus der Ferne oernehmen wir das
Rauschen der hundertjährigen Buchen und Eichen der Brandtsheide.
Nach einer Photographie von H. Zernsdorf, Belzig.
Schloß Wiesenburg.
Wir verlassen das Schloß und besteigen den 200 rn hohen Hagel-
berg mit seinen prächtigen Waldungen. Wir sehen, wie dort im S.o.
über die Oberfläche des Flämings die breite, mit Pappeln bepflanzte
Heerstraße zieht, die schließlich nach Wittenberg führt. Im N. erblicken
wir die hohen Türme der alten Bischofsstadt Brandenburg. Doch,
was soll das Denkinal hier, aus Sandstein gemeißelt, bedeuten? Ein
Heldenweib steht vor uns, das zürnend in die Ferne schaut und sich mit
einem großen Schilde schützt. Es ist eine Borussia. Zwei Festungs-
geschütze, die 1870 in Frankreich erbeutet wurden, stehen in der Nähe.
Wir lesen die Inschrift: „Der heldenmütigen Landwehr, welche am
27. August 1813 von Vaterlandsliebe begeistert hier einen glänzenden
Sieg erfocht". Nachdem unsere tapferen Väter das französische Heer be-
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil]]
Extrahierte Personennamen: H._Zernsdorf August
Extrahierte Ortsnamen: Belzig Wittenberg Frankreich
46
Heimatkunde der Provinz Sachsen.
1. Die steinerne Jungfrau.
Oer Graf von Lohra hatte eine schöne Tochter mit Namen Adelheid, viele stolze
Ritter warben um ihre Hand. Doch keinem gelang es, ihr herz zu gewinnen. Nur der
Ritter von dem Straußberge durfte sich ihrer Gunst erfreuen. Nun hatte der Graf von
Lohra eine Zehde mit den Nlühlhäusern. voll banger Ahnung fürchtete Adelheid für
sein Leben. Sie bat den Ritter vom Strausberg, ihrem Vater getreulich zur Seite zu
stehen. Oer Ritter versprach ihr, den Grafen glücklich wieder zurückzubringen oder
mit ihm zu sterben. Nun war sie beruhigt, vie Mühlhäuser schlugen aber die Ritter
nach blutigem Kampfe in die Flucht. von einem Lanzenstich getroffen, sank der Graf
entseelt vom Pferde. Oer Ritter vom Strausberg hatte das Leben des Grafen nicht
retten können. Raum rettete er sein eigenes. Atemlos brachte er nach Lohra die Nach-
riebt von des Grafen Tode. Empört über die Wortbrüchigkeit des Ritters, wies Adel-
Heid seinen Beistand zurück. Sie schwur, sich nie zu vermählen. An der Stelle aber,
wo ihr Vater gefallen war, ließ sie ein steinernes Kreuz setzen. Das steht heute noch
in der Nähe der helbe. Aus der Ferne sieht es fast wie eine weibliche Figur aus. Man
hat es daher die steinerne Jungfrau genannt.
2. Oer Ritt auf der Burgmauer.
Adelheid war nun die Herrin auf der Burg Lohra und führte ein mildes Regiment.
Oa fielen die beutegierigen Nachbarn.in ihr Gebiet ein und raubten nach Herzenslust.
Die armen Untertanen eilten in ihrer Bedrängnis auf die Burg und flehten die Gräfin
an, einen Gatten zu wählen, der das Land schützen könne. Aber sie war durch ihren
Eid gebunden. Oa erschien ihr der Geist ihres Vaters und entband sie ihres Eides. Sie
wollte aber nur den zu ihrem Gemahl nehmen, der dreimal auf der äußeren Ringmauer
um die Burg reiten würde, von nah und fern kamen nun die Ritter, um die schöne
Gräfin zu gewinnen. Aber alle mußten ihre Kühnheit mit dem Leben bezahlen.
Nach längerer Zeit kam wieder ein Ritter mit geschlossenem visier. Er war von
einem schönen Jüngling begleitet und erbot sich zu dem Ritt. Oie Gräfin willigte ein,
und unter Trompetengeschmetter bestieg der Ritter sein Roß. Als er an den glatten
Stein kam, bei dem alle anderen von der Mauer gestürzt waren, streute er Asche darauf,
und glücklich schritt das Pferd darüber hin. So gelang ihm der Ritt dreimal. Oamit
hatte er die Gräfin gewonnen. Als er aber das visier aufschlug, erkannte Adelheid
in ihm den alten Grafen von Elettenberg. Er bat die Gräfin, seinen Sohn an seiner
Stelle zu ihrem Gemahl zu nehmen. Mit Freuden willigte sie ein. Bald wurde unter
dem Jubel der Untertanen die Hochzeit auf dem Schlosse Lohra gefeiert.
(Nach Heine, Nordhausen.)
Arn östlichen Ende der hainleite erheben sich an der Sachsenburger Pforte
die Ruinen der S a ch s e n b u r g. Oer alte Bergfried gestattet einen prächtigen
Rundblick. Die Sachsenburg ist von den Sachsen zum Schutze gegen die Kranken
erbaut worden.
b) Den rechten Pfeiler der Sachsenburger Pforte bildet der niedere höhen-
zug der S ch m ü ck e (von schmiegen — sanfter Aufstieg). Sie ist etwa 1h Stunden
lang und besteht meist aus Muschelkalk. Vie Verwitterungskrume bildet einen
günstigen Boden für Laubwald.
e) vie Zinne (fenne = fenni = Sumpf) beginnt am Unstrutknie bei
Artern. Sie läuft zuerst parallel zur Schmücke unter dem Namen der h o h e n
Schrecke. Nach Südosten erweitert sie sich zu mehreren Hochflächen und er-
streckt sich bis zur Saale. Sie besteht vorwiegend aus Buntsandstein, vieser
verwittert zwar leicht, aber die Bodenkrume ist so lose und locker, daß sie leicht
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz]]
8 Heimatkunde der Provinz Sachsen.
Segensengel wandelte sie in die Hütten der Armut und Krankheit und spendete Nahrung
und Trost. Als aber ihr frommer Gatte auf einem Kreuzzuge nach dem heiligen Lande
in Italien starb, wurde sie in rauher Vinterszeit mit ihren vier Kindern von der Wart-
burg vertrieben. In bitterer Armut beschloß sie mit 24 Jahren ihr tugendreiches Leben.
«Es ist im Mai 1521. Da wird die Stille der Burg um Mitternacht plötzlich rauh
unterbrochen. Die Zugbrücke rasselt nieder. Das Tor tut sich auf. Im Zackelschein sprengt
ein Reitertrupp herein und führt einen Gefangenen mit sich. Ein Mönchlein ist's. Das
Angesicht ist hager und bleich. Doch hehrer Glaubensmut strahlt aus den tiefen Augen.
Martin Luther ist's, dem der weise Kurfürst hier trotz Kaisers Acht einen trauten
Zufluchtsort bereitet hat." hier hat Luther angefangen, die Bibel zu übersetzen.
Über die Zugbrücke, durch das dunkle Torgewölbe treten wir in den Hof
der Wartburg. Links und rechts laufen die Verteidigungsgänge den Hof ent-
5lbb. 7. Wartburg. (Nach einer Photographie von Sontag, Erfurt.)
lang. Rechts liegt das Ritterhaus mit dem einfachen Lutherstübchen. Im innern
Lurghofe erhebt sich der Bergfried mit einem Kreuz auf der Spitze. Links davon
liegt neben der Kemenate, der Wohnung der Landgräfinnen, das Landgrafen-
Haus oder der palas mit herrlichen Säulen- und Logenhallen. Daneben ist
die Lurgkapelle.- Im oberen Geschoß nimmt uns der glänzende Kestsaal auf.
hier fand der Sängerkrieg statt. Im Waffensaal starren uns von allen Seiten
geharnischte Ritter zu Kuß und Roß, Lanzen, Speere und gewaltige Schwerter,
Panzerhemden und Helme entgegen.
Ein reizvolles Tal ist das T r u s e n t a l südlich vom Inselsberg. Wild
übereinandergetürmte Granitfelsen treten bis an die Straße heran. Manche
stehen senkrecht wie Säulen, andere hängen über und treten dem Wanderer
beängstigend nahe. Mächtige Zelsblöcke haben sich losgerissen und sind in das
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
mitten im Raum erhob sich der mchtige Herd, auf dem das Feuer nie aus-ging. An der Wand liefen Bnke hin, und vor ihnen standen knorrige Tische. Dies waren die einzigen Mbel. Selbst von einem Bette wute man noch nichts; man schlief vielmehr auf Tierfellen oder auf Laub und Moos. Brauchte man abends Licht, so zndete man Kienspne an.
Neben dem Wohnhause standen die Htten der Unfreien, die Scheunen und Stlle. Um das Ganze zog sich ein hoher Plankenzaun oder auch eine dichte Hecke.
3. Der freie Germane in Krieg und Frieden. Der Germane zeigte sich selten ohne Waffen; sie waren ihm das Zeichen des freien Mannes, sein kostbarster Besitz und folgten ihm sogar ins Grab. Da er sie auch zu brauchen wute, merkten die Rmer nur zu oft. Ihnen waren die Germanen von jeher als ein furchtbares Kriegs Volk erschienen. Selbst die tapfersten Legionssoldaten berlief ein Grauen, wenn diese blonden Recken in dichten Scharen heranstrmten. Panzer hielten sie fr berflssig. Den Kopf schtzten sie wohl durch den Schdel eines Auerochsen oder Hirsches, an dem noch die Hrner saen. Sie fhrten auch mannshohe, grell-angestrichene Schilde aus Flechtwerk; aber die wurden ihnen im Kampf-gewhl oft lstig; dann warfen sie sie einfach weg und gingen dem Feinde mit ungeschtzter Brust zu Leibe. Der kannte nur zu gut die furchtbaren Ste der Germanenlanze, der Fram, mit ihrer scharfen Spitze, die tdlichen Hiebe der scharfen Streitaxt und der knorrigen Keule. Er erbebte auch vor dem schauerlichen Schlachtgesang, mit dem die germanischen Scharen den An-griff begleiteten.
Im Frieden zog der Germane gern mit seinen Nachbarn auf die Jagd. Da hetzte er Rehe und Hirsche; er ging aber auch dem grimmigen Wolf, dem zottigen Bren und dem wilden Auerochsen zu Leibe; gar manchmal trug er schwere Wunden davon. War die Jagd vorber, so luden die Jger ihre Beute auf den Rcken. Schwere Tiere legten sie auf Bahren und schafften sie so nach Hause. Dort ruhten sie bei einem frhlichen Gelage von der Arbeit aus. Da schmeckte der Brenschinken und der Eberbraten, und immer wieder wurde das Trinkhorn mit herbem Bier oder mit sem Met gefllt.
4. Das Leben im Gehft. Die eigentliche Arbeit schafften die Sklaven, die man an dem kurzgeschorenen Haar erkannte. Mit einem sehr einfachen hlzernen Pflug furchten sie den Acker und sten Hafer, Gerste und Flachs. Doch war die Ernte nur gering, weil der Boden nicht gedngt wurde. Auch der Garten am Hause war schlecht bestellt und lieferte nur Rettiche und Rben. Auf der Weide tummelten sich Pferde und Rinder, Ziegen und Schafe. Die Schweine trieb man in den Wald, wo sie sich an Eicheln msteten. Die Aufsicht der die Sklaven fhrte die Hausfrau.
Auch im Haufe selbst gab es fr sie und die Mgde viel zu tun. Jeden Tag mute zwischen zwei Steinen Gerste und Hafer zerrieben werden, damit man Brot backen konnte. Das Vieh war zu melken. Die Germanen tranken nicht nur se und saure Milch, sondern sie bereiteten daraus auch Kse. Aus Gerste wurde das Bier gebraut, aus Waldhonig der Met gewonnen. Die Mdchen spannen und woben fleiig und verfertigten aus dem
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
69
ritterlichen Bildung; auch lesen lernte der Junker; dagegen galt das Schreiben nicht fr unbedingt notwendig.
Mit dem vierzehnten Jahre wurde der Jngling Knappe und trat nun ganz in den Dienst des Ritters. Jetzt grtete er ein Schwert um und durfte silberne Sporen tragen. Er war der Waffentrger des Herrn und folgte ihm zum Waffenspiel und in den Krieg. Seine Pflicht war es, ihm nicht von der Seite zu weichen. Fiel der Herr im Kampfe, so durfte der Knappe auch nicht lebend heimkommen.
Wenn der Knappe Tchtiges gelernt hatte, empfing er mit zwanzig Jahren den Ritterschlag, der ihn zur Ritterwrde erhob. Dieser wurde ihm gewhnlich in der Kirche von einem berhmten Ritter erteilt; oft tat das sogar der Kaiser selbst. Nach dem Gottesdienste kniete er am Altare nieder und gelobte, stets die Wahrheit zu reden, das Recht zu verteidigen, die Witwen und Waisen zu schtzen, dem Lehnsherrn treu zu sein und fr den christlichen Glauben zu kmpfen. Dann erteilte ihm der Ritter drei leichte Schlge mit der flachen Klinge auf die Schulter und berreichte ihm die Abzeichen des Ritterstandes: die goldenen Sporen, den Helm und den Harnisch, die Armschienen, die Handschuhe, das Schwert und die Lanze. Damit war der Ritterschlag vollzogen, und in der glnzenden Rstung sprengte der junge Ritter auf feurigem Rosse dahin.
Die adeligen Mdchen kamen gleichfalls an einen Edelhof zur Erziehung. Auch * sie lernten dort hfisches Benehmen, lernten reiten und den Falken auf die Vgel loslassen. Sie wurden aber auch in manchen andern Dingen unterrichtet, besonders im Spinnen, Weben und Sticken und in der Bereitung heilkrftiger Arzneien.
4. Die Ritterburg. Die Ritter waren trotzige Leute. Sie hatten auch oft miteinander Streit. Darum muten ihre Wohnungen stark befestigt sein. Sie hieen Burgen. Am liebsten bauten die Ritter ihre Burgen auf Berge, besonders auf solche, die ganz steil abfielen und nur an einer Seite einen Aufgang hatten. Wo dieser Aufgang war, ba wrbe vor der Burg ein tiefer Grab en in den Felsen gesprengt Hinter ihm erhob sich die hohe Ringmauer. In der Ebene schtzte man die Burgen durch breite und tiefe Wassergrben: sie hieen barum Wasserburg en.
der den Burggraben fhrte die Zugb rcke. War diese emporgezogen, so verschlo sie die Torffnung. Durch das Tor, welches noch durch ein Fallgitter geschirmt war, gelangte man in den ueren Burghof, den Zwinger. Diesen trennte eine zweite Mauer von der eigentlichen Burg. Durch einen mchtigen Torturm kam man in den inneren Burghof zu den Gebuben. Das grte von ihnen war der Pallas, das Herrenhaus, mit der Burgkapelle. In ihm befanb sich auch der Rittersaal. Gegenber lag die Kemenate, das Frauenhaus. Auerdem gab es noch eine Kche, desgleichen ein Rsthans, in dem die fertigen Waffen aufbewahrt wrben, und ein Schnitzh ans, die Werksttte fr Waffen und Hausgerte. Natrlich waren auch Stlle vorhanben. Das wichtigste Gebaube aber war der Berg-frieb, der hchste Turm der Burg. Drang der Feind auch in den inneren Burghof ein, fo blieb den Bewohnern immer noch die Flucht in den Berg-frieb brig. Der Eingang befanb sich hoch der dem Erbboben. Man
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
71
von Rittern miteinander, und stundenlang wogte ein heier Kampf hin und her. Mit groer Spannung verfolgten die Zuschauer das Streiten. Da strzte mancher in seiner schweren Rstung unter Gepolter zu Boden. Knappen drngten sich durch das Gewirr, um die Gefallenen zu sttzen oder den Kmpfenden neue Lanzen zu reichen. Nicht selten war es, da ein Ritter, der frhlich zum Kampfe ausgezogen war, tot oder verwundet vom Platze getragen werden mute. War das Fechten zu Ende, so eilten alle, die noch leidlich durchgekommen waren, in die Herberge, um sich dort durch ein Bad zu strken und zu reinigen. Abends gab es dann ein groes Fest.
So ging das Treiben gewhnlich mehrere Tage hindurch. Am Schlsse war Preisverteilung. Die sich hervorgetan hatten, erhielten einen Jagdhund oder einen Jagdfalken, ein Schwert, einen Kranz, einen Ring oder ein andres Kleinod aus der Hand des Herrn, der das Fest abhielt, oder ans'der einer Dame.
Vii. Der Einflu der Areumge.
Im ganzen sind sieben grere Kreuzzge unternommen worden. Der erste begann 1096, der letzte fiel in das Jahr 1254. der hundertfnfzig Jahre war also das Abendland in Bewegung; aber die Befreiung des Heiligen Landes gelang nicht. Es blieb in den Hnden der Trken und
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